Während ich noch in der ersten Schwangerschaft wenig Stress und sehr sehr viel me-time hatte, vor meinen Vorsorge Terminen spazieren gehen konnte, mich vorher mit meiner Mama oder einer Freundin zum Brunch getroffen habe oder nachmittags nochmal auf eine Runde Baby Erstausstattung losbummeln konnte, hatte ich auch in meiner zweiten Schwangerschaft das Glück, dass diese unkompliziert verlief. Allerdings weitaus stressiger. Ausgiebig Zeit, diese zu genießen? Fehlanzeige. Meine ersteTochter war gerade 10 Monate alt als ich zum zweiten Mal schwanger wurde und hielt mich damals schon ordentlich auf Trab. Das Gefühl schwanger zu sein, schaffte es über Wochen und Monate nur ausnahmsweise in mein Bewusstsein. Jetzt bin ich zum dritten Mal schwanger und obwohl Jammern gar nicht meine Art ist, muss ich sagen: diese nun ist weitaus beschwerlicher, als ich gedacht habe. Auch wenn ich jeden Tag dankbar dafür bin dieses Wunder ein weiters Mal erleben zu dürfen, verlief es doch sehr nebensächlich. Anders als geplant. Da war noch keine Rede vom Tod meines Vaters und Corona. Keine Rede von Kindergarten Schließung und 24/7 Betreuung. Ich hatte zwar den großen Wunsch meinen Körper viel, viel öfter Ruhe zu gönnen, doch leider blieb mir dieser Wunsch in den ersten 28 Wochen verwehrt.

Doch jetzt: im dritten Trimester angekommen fange ich an bewusster zu werden und mehr zu genießen: ich freue mich über jede Bewegungen, die sich wie Schmetterlinge im Bauch anfühlen. Ich freue mich auf die eigene Aura und meine Gelassenheit. Ich freue mich über sanfte Haut, glänzendes Haar und strahlende Augen.

Und ich freue mich auf die Zeit im Wochenbett. Diese magische Zeit, die nur mir, meinem Baby und meiner Familie gehören wird. Schon mit Carolina habe ich diese zelebriert und gelernt, was Achtsamkeit wirklich bedeutet. Was das Wochenbett für eine Bedeutung hat. Sie dient der Wärme und der Nähe. Sie dient der Erholung und der Genesung.  Der Gesundung, Geborgenheit und Bindung. Ich möchte mich von der Geburt erholen und mich ganz in Ruhe an mein Kind gewöhnen. Und dafür nehme ich mir wieder ganz viel Zeit, gönne mir viel Ruhe und möchte nur wenig Besuch. Und ja : ich darf und soll „Nein“ sagen. Wenn dir der Besuch zu viel wird, dann sprich es aus. Denn am Ende zahlst du den Preis, wenn der Stress zu groß wird.

Das "Wochenbett" heißt tatsächlich so, weil eine frischgewordene Mama da im Bett bleiben sollen. Und dafür gibt es auch ziemlich gute Gründe. Nach zwei sehr unterschiedlichen Erfahrungen, weiß ich tatsächlich nun wovon ich reden.

Meine erste Geburt war ein Notkaiserschnitt. Die Tage danach geprägt von Schmerzen und einer enormen körperlichen Beeinträchtigung. Dazu kamen dann ungeplant ein paar mehr Tage im Krankenhaus. Und eben auch: in regelmäßigen Abständen Besucher zum gratulieren vorbei.  Ich war überglücklich. Aber auch ultra müde, erschöpft und total überrumpelt: von Wundheilung, Milcheinschuss, Wochenfluss, Nachwehen und Bonding. Ich steckte also in einer komplett neuen und emotional überwältigenden Situation. Und mir wurde ziemlich schnell klar, ich brauche mehr Ruhe. Und Zeit. Zeit für mich und mein Baby. Denn hier geht es nicht darum schnell wieder fit zu werden. Gleich nach Geburt wieder den Haushalt zu schmeißen, Gäste zu bewirten oder einen tollen After-Baby-Body zu präsentieren. Vielleicht wird das in den sozialen Medien gefeiert, ist aber ehrlich gesagt total ungesund.

Im Wochenbett geht es nämlich nicht um Perfektionismus. Sondern ums kuscheln. Ums müde sein dürfen. Ums heilen. In seinem eigenen kleinen Kosmos zu versinken. Es ist so magisch und so wertvoll. Natürlich: das Stillen muss sich einspielen und das neue Familienmitglied sollte erstmal auf der Welt und in unserer Familie ankommen. Nähe, Wärme, Zusammensein: das ist in dieser Zeit wichtig. Und ja, wir alle fünf werden viel Zeit miteinander verbingen. Im Bett oder auf der Couch. Und ja: das ist so viel wichtiger als eine aufgeräumte Wohnung, frisch gewaschene Haare oder ein perfektes Make-up. Denn darum geht es nicht. 

Denkt einfach dran: die Geburt ist eine wahre Grenzerfahrung, die es erstmal zu verarbeiten gilt. Sowohl auf körperlicher, als auch auf emotionaler Ebene. Deswegen ist es wichtig Priotitäten zu setzen. Pragmatismus vor Perfektionismus. Ich habe gelernt Hilfe anzunehmen. Weil man eben nicht alles alleine schafft. Weil man nicht alles alleine schaffen muss. Ich muss niemandem gerecht werden. Und wenn dann höchstens mir selber. Nein, du musst nicht schnell wieder funktionieren. Lasst euch und eurem Körper Zeit, sich zu erholen. Setzt euch nicht unter Druck. Denn die Zeit im Wochenbett ist eine Zeit der Regeneration – nicht der Hochleistung.

 

 

Fotos: NIKI ROMCZYK

 

 

 

×